Kauf eines Motorrads in Südamerika – wann lohnt es sich und was muss beachtet werden?
Vorteile beim Kauf eines Motorrads vor Ort
Wer ein Motorrad vor Ort kauft hat einige wichtige Vorteile auf seiner Seite. So fallen in diesem Fall weder Transport- noch Abfertigungskosten an. Außerdem sind bei lokaltypischen Motorrädern wie der Honda Tornado (und Nachbauten) die benötigten Ersatzteile wesentlich leichter verfügbar als für die großen Reise-Enduros.
Was ist beim Kauf vor Ort zu beachten?
Je nach Reiseland unterscheiden sich die rechtlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten des Kaufs eines Fahrzeugs teilweise erheblich. In den verschiedenen Ländern Südamerikas ist dies auch der Fall: während in Peru der Erwerb teilweise unproblematisch möglich ist, sind die Hürden in Argentinien fast unüberwindbar hoch- zumindest, wenn es ein im jeweiligen Land zugelassenes Motorrad sein soll.
Kauf eines Motorrads in Peru
2015 habe ich selbst ein Motorrad in Peru gekauft, genauer gesagt in Huanuco. Zustande gekommen ist der Kauf über das Horizons Unlimited Forum– meines Wissens die beste Informationsquelle für alles, was große Motorrad- und 4WD-Reisen weltweit angeht.
Toby ist amerikanischer Expat, lebt aber schon seit über 20 Jahren in Peru und betreibt dort eine Werkstatt und eine Firma für Motorradreisen. Auf seiner Website bietet er stets einige neue und gebrauchte Motorräder zur Miete oder zum Kauf an. Ab einer Reisedauer von mehr als zwei Wochen ist ein Kauf eigentlich immer vorzuziehen.
Das beste an dem Kauf über Toby ist, dass er unglaublich routiniert und zuverlässig ist. Ich habe Ihm eine Kopie meines Reisepasses vorab geschickt und bei Ankunft war die Registrierung bereits in meinem Namen erfolgt. Nur ein gemeinsamer Gang zum Notar (mit Fingerabdruck unter dem Kaufvertrag) war anschließend noch notwendig und schon konnte es für mich losgehen. Die einschlägigen Berichte von zwei- bis dreiwöchiger Wartezeit, bis die Registrierung erfolgt war, traf bei mir überhaupt nicht zu.
Das Motorrad selbst war eine Sumo Torque 250, ein chinesischer Nachbau der Honda Tornado. Es war bereits vorher im Einsatz gewesen und brachte gegenüber dem Serienmodell einiges an Verbesserungen mit sich: eine vergrößerte Gepäckauflage, Sturzbügel, 12V-Steckdose, verstärkte Fußrasten und eine verstärkte Dämpfung.
Alles in Allem kann ich den Service von Toby nur wärmstens empfehlen. Ich habe damals rund 1.300 USD für alles zusammen bezahlt. Bei der Ausstattung mit Bordwerkzeug sollte man sich mit ihm abstimmen, welche Teile besser mitgebracht werden. manche (wie z.B. Reifenwechseleisen) gibt es vor Ort nicht.
Besonderheiten beim Reisen mit peruanischer Registrierung
Im Großen und Ganzen hat sich das Reisen für mich recht unkompliziert gestaltet. Die Grenzübergänge nach Chile, Argentinien und Paraguay haben ohne weitere Probleme gut funktioniert. Geholfen haben dabei sicherlich die penibel vorbereiteten Dokumente mit vielen, vielen Stempeln (Kaufvertrag, Notarielle Beglaubigung des Verkaufs, Pass-Kopien vom Verkäufer).
Einziger Wermutstropfen: die peruanischen Grenzer wollten mich in Puno nicht nach Bolivien ausreisen lassen. Es mag zeitlich bedingt gewesen sein, dass die diplomatischen Beziehungen zu diesem Zeitpunkt nicht gut waren- wie dem auch sei, ich bin mit dem peruanischen Motorrad Ende 2015 nicht nach Bolievien hineingekommen. Aktuelle Informationen dazu kann ggf. Toby geben, andernfalls gibt´s zu jeder Zeit eine Menge Motorradreisende im Horizons-Unlimited-Board die damit weiterhelfen können.
Rechtliche Situation in anderen Ländern Südamerikas
Wie eingangs beschrieben unterscheiden sich die Voraussetzungen von Land zu Land doch sehr. So gibt es beispielsweise in Chile die Möglichkeit, ein Motorrad als Ausländer legal zu erwerben und zuzulassen. Dabei spielen die Sonderwirtschaftszonen eine Rolle, dort soll es nach mehreren Berichten leichter gehen. Argentinien macht es Ausländern fast unmöglich, ein Motorrad legal zu erwerben und zuzulassen. Informationen zum Kauf in anderen Ländern Südamerikas ändern sich aktuell recht häufig und sollten am besten im HUBB aktuell erfragt werden.
Das Motorrad nach der Reise wieder verkaufen
Auf meiner Reise stellte sich nach einiger Zeit die Frage, ob sich die Rückfahrt nach Peru zeitlich einrichten lassen und lohnen würde. Ich habe mich dann dagegen entschieden, insbesondere aufgrund der nicht möglichen Ein- und Durchreise in Bolivien. Relativ schnell hat sich dann Paraguay als idealer Verkaufsort herausgestellt. Wieso Paraguay? Ganz einfach: bei der Einreise wird das Motorrad (im Gegensatz zu Chile und Argentinien) nicht registriert. Daraus folgt, dass ein unregistrierter Verkauf im Land (=dauerhafter Import) nicht offiziell erfasst wird. Zwar ist der Markt besonders für kleine Motorräder nicht besonders gut, besonders wenn unter Zeitdruck verkauft werden soll- grundsätzlich ist dies aber die unproblematische und schnelle Lösung.
Motorrad von anderen Reisenden kaufen
Eine weitere Möglichkeit, vor Ort an ein Motorrad zu kommen, ist der Erwerb von anderen Motorradreisenden. Reizvoll ist dabei, dass die Motorräder häufig gut ausgestattet und mit einer Menge extras für Langfahrten verkauft werden. Häufig ist es für die Besitzer ökonomisch unsinnig, das Fahrzeug wieder zurück zu transportieren. Insofern kann, wer dort geduldig die Angebote studiert, ein sehr gutes Geschäft machen. Welche Papiere, Beglaubigungen und Vollmachten in diesem Fall ausgefüllt werden müssen hängt sehr vom Land ab, in welchem der Verkauf stattfindet. So sind beispielsweise in Argentinien und Chile fahrzeugnummer und Eigentümer im Dokument eingetragen, welches beim Import (an der Grenze) ausgestellt und beim Export (an der Grenze) wieder eingereicht werden muss. Sollten diese Daten nicht übereinstimmen (weil der Käufer das Motorrad ausführt), muss dies an der grenze plausibel dargelegt werden. Erfahrungsberichte zu diesem Thema sind im HUBB ebenfalls zahlreich zu finden.