Sechs Tage Nordatlantik

Wir sind in Alesund. 970 Meilen oder 1780 Kilometer auf dem Nordatlantik liegen hinter uns. Mein bisher längster Nonstopschlag unter Segeln und der anstrengendste dazu. Seit Mittwoch vergangener Woche ziehen wir 24 Stunden am Tag den 4-stündigen Wachrhythmus durch- anders ist es zu zweit kaum machbar unter den Bedingungen. Zwar sehen wir bis 200 Meilen vor Alesund kein anderes Schiff, doch die wechselnden Windbedingungen erfordern es trotz Autopilot, rund um die Uhr Wache zu gehen. Reffen, ausreffen, Segel trimmen, Kurs anpassen- alles, was Segeln technisch ausmacht wird hier teilweise zur Überwindung. Der Schlaf ist immer nur kurz und draußen, außerhalb des Pilothouses, frieren einem schnell die Finger ein. Aber, wie sagte Bene immer: „Alles freiwillig!“. Recht hat er. Und jetzt, bei einem leckeren Cappuccino im Cafe in Alesund ist die Welt wieder sowas von in Ordnung. Manchmal braucht es eben die bewusste Mangelerfahrung an Schlaf, Erholung, Komfort und was nicht noch allem. Fühlt sich im Nachhinein umso besser an, wieder auf die Annehmlichkeiten der Großstadt zurückgreifen zu können.
Bilder gibt´s leider von der Überfahrt so gut wie keine- die Motive wiederholen sich unter „Normalbedingungen“ zu schnell (grauer Himmel und segelndes Boot), die spektakuläreren Situationen landen aus verschiedenen Gründen nicht auf der Speicherkarte- die Walbeobachtung bannt uns so, dass keiner die Augen davon losreißt, um zur Kamera zu greifen, während das schwerere Wetter mit Wellen bis über 5 Meter und Wind bis 35 Knoten den Kopf anderweitig in Beschlag nimmt und das Fotografieren einfach keine Priorität hat.
Hier in Alesund werden wir nun erstmal bis mindestens einschließlich morgen bleiben, was danach passiert ist noch nicht ganz klar. Meine einzige Deadline ist der 25.06., dann werde ich wieder zurück nach Hamburg reisen. Bis dahin gibt´s erst einmal ein wenig Stadtbummelei und Erholung in der von Kaiser Wilhelm großzügig bei der Wiedererrichtung im Jugendstil unterstützten Stadt. Ein echt schmucker Stadtkern und -hafen. Wir liegen übrigens am selben Steg, an dem ich schon 2013, damals mit dem Vereinsboot „Lene“, gelegen habe bzw. zugestiegen bin.

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