Wir erreichen Bodö dann unter Motor, da der Wind etwa 30 Meilen vorher einschläft. In Bodö ist Zeit für Muße, Stadtrundgang, das teuerste Bier meines Lebens (15€ für eine Flasche Weizen und blöderweise habe ich noch beim Billard ne Buddel gegen den Skipper verspielt…) in einer echt coolen Bar, leider am Dienstagabend ohne viele andere Gäste. Einen Tag später kommt eine nette Dame vm Hafenbetreiber und weist uns augenzwinkernd darauf hin, dass am nächsten morgen um 7 Uhr ihr strenger Kollege kontrollieren kommt- blöderweise treffen wir den nicht mehr, da wir sowieso um 6 abreisen wollten…
Dann liegt Kurs Lofoten an. Bei traumhaftem Wetter fahren wir die 50 Meilen bis zum kleinen Fischerdorf „A“- einigen als Heimatdorf von Kari Bremnes bekannt. Dort geht es gleich am ersten Abend raus mit dem Dingi zum Fischen, unfassbar, was da an Fisch vorhanden ist, wir sind innerhalb einer Stunde bestens versorgt.
Heute Morgen ist plötzlich Unruhe an Bord. Heiko und ich stecken unsere verschlafenen Köpfe aus dem Pilothouse und entdecken den Skipper in angeregter Diskussion mit dem Stegbesitzer. Dieser ist der festen Überzeugung, dass wir in einer Luxusmarina mit Leinenservice und angrenzender Sterneküche festgemacht haben und fordert ein dementsprechendes Liegegeld. Als keine Einigung zu finden ist verlassen wir umgehend den Steg und verholen die Marlin zwei Buchten weiter an einen Ankerplatz. Dieser kann dann auch mit grandiosem Ausblick statt kräftiger Trockenfisch-Note punkten.
Das Jagdfieber hat Heiko nun endgültig gepackt und er macht sich umgehend wieder mit dem Dingi davon, um den Dorschen nachzustellen. Meine Aufgabe ist es, die Marlin auch optisch wieder auf Hochglanz zu bringen- mit Musik an Deck, barfuß und im Tshirt lässt sich auch das Deckschrubben sehr gut ertragen. Die ersten Zaungäste in Jack-Wolfskin-Vollausstattung lassen sich alsbald am Felsen blicken und fotografieren die Marlin mit riesigen Teleobjektiven. An das Wohnen und Arbeiten auf einem derartigen Blickfang muss ich mich noch etwas gewöhnen.
Von jetzt auf gleich setzen gegen Mittag die kalten Fallwinde ein. Ich gebe daraufhin meine Nordmeer-Badepläne auf und der Anker hat auf dem felsigen Untergrund keinen Halt mehr. Ein weiteres Mal steuern wir einen neuen Ankerplatz an. Nach einem opulenten indischen Curry mit –wer hätte es gedacht- frischem Fisch des von der erfolgreichen Dorschjagd zurückgekehrten Heiko machen wir uns mit dem Dingi gemeinsam auf den Weg, das kleine Fischerdörfchen Å zu erkunden. Das Dingi tanzt auf dem gemächlichen Schwell, und nach kurzer Fahrt machen wir in einer Anglerhüttensiedlung fest. Heiko bekommt große Augen („So dicke Fische! Und soo große Pilker!“) und wir bekommen eine Vorführung in effizienter Fischverarbeitung.
Das restliche Dorf macht einen Eindruck wie von der Welt vergessen. Kleine, verschlafene Holzhäuschen haben sich in der felsige Landschaft festgesetzt, die Eintrittskarten für das mit Vorhängeschloss verschlossene Trockenfischmuseum gibt es im Supermarkt um die Ecke zu kaufen. Heiko und ich nutzen den Rückweg zu Fuß, um weitere Bilder zu schießen. Als sich dann „Marlin Mobile für Marlin“ per VHF meldet kommt umgehend das Skipper-Taxi, um uns wieder an Bord zu holen. Plan für heute: Heiko weiter im Skat trainieren und, trotz der verwirrenden Lichtverhältnisse, etwas früher als bisher den Weg in die Koje finden.
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