An meinem Geburtstag mache ich mich von Catamarca aus auf den Weg- mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge. Zu sehr hat mich die Gastfreundschaft Stfenies und Alejandros gerührt. Am Abend zuvor fällt den beiden ein, dass aus meiner geplanten Einladung zum Essen für die beiden nichts wird- sie haben selbst Gäste eingeladen, um ihren wenige Tage zurückliegenden zweiten Hochzeitstag zu feiern. Kurzerhand verbinden wir beide Anlässe und ich mache mich mit Alejandro auf den Weg in die Stadt, um für das Essen einzukaufen. Auf meine Frage, was es denn zu Essen geben soll, bekomme ich einen irritierten Blick und als Antwort „Asado?!?“- sorry Alejandro, gib mir noch einen Monat, dann stelle ich hoffentlich auch keine so dummen Fragen mehr…
Der Abend wird, wie erwartet, sehr gesellig und um Mitternacht bekomme ich dazu noch eine Geburtstags-Pfannkuchentorte mit Dulce de Leche- DER argentinischen Süß-Spezialität schlechthin.
Am morgen darauf mache ich mich dann wieder auf, um mir die Dünen von Taton, einer der Stationen der Rallye Dakar, anzusehen, eine Empfehlung meiner Gastgeber. Die nächsten Tage sind geprägt von langen Fahrten, vielen Hochplataus, unglaublicher Hitze und fiesen Wüstenwinden, bis ich am 23.12. in Rodeo nahe der chilenischen Grenze ankomme. Hier treffe ich ein weiteres mal André, mit dem ich mich hier über die Weihnachtstage verabredet habe, um surfen zu gehen. Rodeo ist in Argentinien einer der bekanntesten Surf-Spots.
Die ca. 1.600 Meter hoch gelegene Lagune bietet ein unglaubliches Ambiente mit Thermalwinden, die von Windstille am Morgen bis hin zu Windstärke 7 in Böen am frühen Nachmittag variieren. Wir haben beide nicht viel Erfahrung mit Windsurfing, versuchen uns aber erfolgreich daran und haben nach zwei Tagen jeweils einen ordentlichen Muskelkater und einen gediegenen Sonnenbrand- gibt schlimmeres an Weihnachten. Am 24. gönnen wir uns einen besonderen „Luxus“ und teilen uns eine Cabaña, eine Art Gästehaus, bei den „Clandestinos“. Anita und Patrick sind ein kolumbianisch-italienisches Paar, die sich ihren Traum eines eigenen kleinen Hostels verwirklicht haben- und wie! Mit liebevoll eingerichteten Hütten, selbst angelegtem, fantastischen Weinkeller und großzügigem Garten. Was uns aber am meisten begeistert ist die bedingungslose Gastfreundschaft und Offenheit, mit der wir empfangen werden. In den ersten Tagen in Rodeo gelingt es uns nicht, an Geld zu kommen, da die Bank unsere Karten nicht akzeptieren will- klar, dass die beiden uns erstmal ungefragt mit Bargeld aushelfen, während wir noch nicht einmal bei ihnen wohnen!
An Heiligabend werden wir kurzerhand auch noch von ihnen zum gemeinschaftlichen Essen mit Freunden im Dorf eingeladen. Dieser fantastische Platz und die beiden guten Seelen werden uns mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben!
Als nächstes Besuche ich darauf Mendoza, eine weitere Weinmetropole auf meinem Weg. Bei einem Treffen mit anderen Couchsurfern und Sprach-Austausch-Freunden wird fleißig Spanisch und Englisch praktiziert und ausgetauscht, dort bekomme ich auch die nächsten Reiseempfehlungen für San Rafael und die Umgebung.
In San Rafael komme ich bei Cele, einer Couchsurferin mit italienischen Vorfahren, unter. Da ich am 31.12. dort ankomme werde ich kurzerhand mit zur Familienfeier aufs Land mitgenommen, wo mit Eltern und acht Geschwistern und deren Familien (inklusive ca. 10 Neffen und Nichten) gefeiert wird- eine supersympatische lebhafte Familie und eine lange Nacht. Besonders rührt mich, wie selbstverständlich ich dort in der Familie willkommen geheißen und integriert werde! Am Tag darauf wird der Pickup beladen (das wichtigste Equipment ist zu jeder Zeit die Musikanlage) und alle fahren gemeinsam im Konvoi zu einem nahe gelegenen Fluss, wo sich gefühlt das ganze Dorf trifft, um gemeinsam zu Essen, Volleyball zu spielen, zu schwimmen und einfach eine gute Zeit zu haben.
Am Tag darauf kommt Camilla, eine Freundin, mit ihrem Onkel vorbei und lädt uns ein, den nahe gelegenen Canyon de Tatuel zu besuchen, wo wir den Tag mit Wanderungen und Schwimmen im Fluss verbringen. Am Tag darauf verlasse ich San Rafael mit dem Gefühl, hier wirklich gute Freunde gefunden zu haben, die ich hoffentlich eines Tages wieder sehen werde- eine weitere, unglaubliche Erfahrung, was die Gastfreundschaft angeht, die ich auf der Reise erlebe. Und darüber hinaus die ersten drei Tage, an denen ich mich ausschließlich auf Spanisch verständigen musste. Anstrengend, aber langsam wird´s wirklich was!
Nun bin ich in San Luis angekommen, wo ich zwei oder drei Tage verbringen werde, bevor es weiter in Richtung Cordoba geht.